Hitler-Imitation und Nazi-Parolen auf Sylt: Chef der Pony-Bar äußert sich (2024)

Ein Video, das zahlreiche junge Menschen vor einem bekannten Lokal auf der Nordseeinsel Sylt zeigt, die rassistische Parolen grölen, hat in den sozialen Medien für Empörung gesorgt. Das Lokal distanzierte sich in der Nacht zu Freitag mit einer Stellungnahme auf Instagram von den Gästen und kündigte Konsequenzen an.

In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit Donnerstag in den sozialen Medien viral geht, grölen junge Männer und Frauen zur Melodie des Party-Hits „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten.

Nazi-Video aus Sylt: Wenn westdeutsche Rich Kids rassistische Parolen grölen

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„Es gibt keinen Platz für Rassismus“: Lokal auf Sylt äußert sich zu Video

Auf Instagram erklärten das Lokal Pony zu dem Video, sie seien „tief schockiert“. „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“ „Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!“, schrieben die Betreiber des Lokals Pony auf Instagram. Jeder Gast, unabhängig von der Ethnie, sei herzlich willkommen. Die Betreffenden bekämen Hausverbot, hieß es. In einem weiteren Beitrag schrieben die Betreiber, sie hätten nun die Namen „dieser Nazis zugespielt“ bekommen. „Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!“

Der Club Pony auf #sylt #kampen hat sich in seiner Insta-Story zu Wort gemeldet!

Gute Nachricht!#fcknzs pic.twitter.com/IKfXUX0HlO

— Barbara Domke  (@BarbaraDomke) May 23, 2024

Die gesamte Szene am späten Nachmittag des Pfingstsamstag sein von Überwachungskameras mit Ton aufgezeichnet worden, sagte der Inhaber des Lokals Pony, Tim Becker, der dpa am Freitag. Man habe die Namen aller fünf Beteiligten an die Polizei gegeben. Auch die Überwachungsaufnahme sei der Polizei übermittelt worden.

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Chef der Bar Pony: „Das waren wirklich nur diese fünf Leute“

Viele der insgesamt rund 300 Gäste hätten auf der Terrasse des Lokals den Party-Hit „L’amour Toujours“ von Gigi D'Agostino ganz normal mitgesungen. Das sei auf der Aufnahme zu hören. Auf der Überwachungsaufnahme sei zu sehen, wie einer der Beteiligten die kleine Gruppe mit seinem Handy gefilmt hat. „Das waren wirklich nur diese fünf Leute“, sagte Becker. Gegrölt wurde „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“.

Ähnliche Vorfälle habe es im Pony bisher nicht gegeben, sagte Becker. Eine Konsequenz sei, dass „L’amour Toujours“ künftig nicht mehr gespielt werde. „Uns war das komplett neu, dass das missbraucht wird.“

Becker befürchtet, dass etwas von dem Vorfall hängen bleiben wird, „auch wenn wir da wirklich aus unserer Sicht nichts für können“. Man werde die Gäste künftig stärker animieren, rassistische Vorfälle den Türstehern zu melden. Normalerweise könnten solche Vorfälle in dem relativ kleinen Lokal Pony nicht unbemerkt bleiben. Pfingsten sei mit der Großveranstaltung eine Ausnahme. Der Vorfall belaste die ganze Insel. „Alle sind traurig, dass das passiert ist“, sagte Becker. „So etwas darf nicht sein.“

Die fünf Beteiligten bekommen nach Beckers Überzeugung nicht nur im Pony lebenslanges Hausverbot. „Auf Sylt brauchen die sich gar nicht mehr blicken lassen. Wir haben ganz viele befreundete Gastronomen.“

Die Polizei in Schleswig-Holstein hat die Ermittlungen aufgenommen. Wie die Beamten am Freitag mitteilten, wurde ihnen das Video am Donnerstagabend zugespielt.„Ersten Hinweisen auf beteiligte Personen wird seitens der Polizei nachgegangen“, hieß es. In dem Fall ermittelten der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft in Flensburg. Es gehe um Volksverhetzung und die Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen.

Rassistische Gesänge auch auf Schützenfest bei Vechta – Ermittlungen

Der Fall auf Sylt ist nicht der einzige. Auch in Niedersachsen ermittelt der Staatsschutz nach rassistischen Gesängen auf einem Schützenfest. Bei der mehrtägigen Veranstaltung in Löningen westlich von Cloppenburg wurden am Pfingstmontag rassistische Parolen zu dem Lied „L’amour toujours“ von Gigi D'Agostino gesungen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Zeugen, die das Geschehene gefilmt hatten, zeigten den Vorfall bei der Polizei an.

Rechtsextremistische Gesänge in Bar auf Sylt: Entsetzen in der Politik

In der Politik sorgte der Fall für Empörung bis hinauf in die Bundesregierung. „Solche Parolen sind eklig“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag vor Journalisten in Berlin. „Sie sind nicht akzeptabel.“ Diesbezüglich dürfe es „kein Vertun“ geben. Von einer „Schande für Deutschland“ sprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). „Was wir dort sehen, ist widerwärtig und menschenverachtend“, erklärte sie.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) bewertet Szenen als schlimme Verfehlungen. „Was dort zu sehen ist, zeichnet ein Bild von einer schlimmen Wohlstandsverwahrlosung. Gegen solche Taten gehen wir konsequent und mit aller Härte vor, Rechtsextremismus bekämpfen wir mit aller Entschiedenheit“, teilte er am Freitag mit.

Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb in der Nacht auf Freitag auf der Plattform X: „‚Deutschland den Deutschen. Ausländer raus. Ausländer raus.‘ Ort: Sylt. Und sie fühlen sich so sicher.“ Der TV-Moderator Jan Böhmermann fragte: „Wer und wo sind diese Leute?“ Und die Moderatorin Dunja Hayali twitterte: „Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne ‚Ausländer‘. #Sylt. 2024.“

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