Opel Rocks-e (2022) im Dauertest: Kann er Land gewinnen? (2024)

Als ich Ende 2021 das erste Mal hinter dem Steuer des Opel Rocks-e saß, war ich zuerst ziemlich zwiegespalten. Nach einer Testrunde durch die Innenstadt und die umliegenden Ortsteile von Frankfurt am Main kam ich aber zu einem recht positiven Urteil. Der Gesamteindruck passte. Im urbanen Umfeld.

Doch wie schlägt sich das Sustainable Urban Mobility-Fahrzeug (SUM), wenn man damit das Landleben bestreiten will? Ein Dauertest sollte die Antwort finden ...

Per Anhänger ins Niemandsland

Opel hat mir deshalb nach meinem Stadt-Test (hier geht's zum entsprechenden Artikel) ein Exemplar des 45-km/h-Winzlings per Anhänger in den Hintertaunus gebracht. In ein Dorf, das zwar über einen kleinen Bahnhof und eine Bushaltestelle verfügt, dem es aber ansonsten an jeglicher Infrastruktur mangelt. Kein Einkaufszentrum, kein Ärztehaus, keine Schule, kein Kindergarten, kein Supermarkt. Nicht einmal ein Bäcker oder ein Metzger gibt es hier. Nur jede Menge Platz. Wovon der Rocks-e eigentlich nicht wirklich viel benötigt.

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Auf unserem Hof bin ich dann aber dankbar, dass der Stadtflitzer lautlos in eine unserer Garagen fahren kann. Und das obwohl darin schon drei Motorräder und sechs Fahrräder stehen. Alles einfach ein wenig zusammenschieben, Opel abstellen, den Stecker mit seinem 3-Meter-Verlängerungskabel aus der Tür ziehen und an den Haushaltsstrom anschließen. Garage zu.

Ladepunkte sind hier einfach zu finden. Jetzt heißt es nur noch 3,5 h warten. Schon ist der 5,5 kWh-Akku voll und bereit für nach WLTP-Zyklus ermittelte 75 km. Ins nächste Dorf zum Supermarkt und zurück sind es sechs Kilometer. Ich dürfte diese Strecke also mindestens zehn Mal fahren können.

Die Rocks-e-Gelegenheiten sind selten

So vergeht die erste Woche mit dem Rocks-e und ich fahre ihn ... kein einziges Mal. Nach meiner Proberunde in der Mainmetropole weiß ich zwar, dass er direkt, agil und super spaßig ist, aber irgendwie will er sich nicht in meinen Alltag integrieren. Oder ich will ihn nicht integrieren. Wenn das Wetter gut ist, erledige ich die Einkäufe lieber mit dem E-Mountainbike.

Macht halt noch mehr Spaß und man kann über die schönen Waldwege fahren. Wenn das Wetter schlecht ist, erledigt meine Partnerin die spontanen Einkäufe, wenn sie Abends aus dem Ballungszentrum ihre 40-Kilometer-Pendelstrecke zurück in die vermeintliche Einöde absolviert.

In der zweiten Testwoche scheint sich dann eine Rocks-e-Gelegenheit zu ergeben. Es regnet, die Freundin legt einen Homeoffice-Tag ein und endlich kann ich am Abend trockenen Hauptes und Fußes sowie mit 63 Liter Stauraum eine Ausfahrt machen. Der Plan steht. Bis uns auffällt, dass auch eine Ladung Getränke ganz gut wären. Und das Grundnahrungsmittellager könnte auch mal wieder aufgefüllt werden.

Also steige ich doch wieder in ein konventionelles Auto. Darf ich ja. Ich bin ja schon über 18 Jahre alt und habe irgendwann mal einen normalen Pkw-Führerschein gemacht. Ich muss also nicht mit einem AM-Lappen ein Fahrzeug der L6e-Klasse fahren.

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So verstreicht die Zeit und der witzige Einstiegs-Opel fristet sein Dasein in der gleichen Garage, in der auch meine Motorräder abgestellt sind und die ebenso selten an die frische Luft kommen.

Testfahrt des Unbekannten mit Bekannten

Als sich in der dritten Testwoche aber Besuch aus der Großstadt ankündigt, ahne ich, dass jetzt die Zeit des Rocks-e gekommen ist. Ich öffne also bereits vor Ankunft das Garagentor, sodass man das zur Front baugleiche Heck mit seinen runden LED-Rückleuchten erst gar nicht übersehen kann.

Die Freunde betreten den Hof, sehen ein ungewöhnliches Fahrzeug und die erste Frage kommt prompt: "Was ist das denn für ein Krankenfahrstuhl?". Mist. Vielleicht hätte ich rückwärts einparken sollen. Dann wäre der angedeutete Opel-Vizor präsenter und der erste Blick hätte nicht auf das Versicherungskennzeichen und den riesigen 45-km/h-Aufkleber fallen können.

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Ich erkläre den hippen Urbanauten also, um was es sich handelt. Eine günstige Mobilitätsergänzung mit 6 kW starkem Elektromotor. Irgendwo angesiedelt zwischen Lastenrad, E-Scooter, ÖPNV auf der einen und klassischem Automobil auf der anderen Seite. Für Kurier- oder Pflegedienste. Oder für Jugendliche ab 15 Jahre, die so ein Fahrzeug praktischer und cooler finden als ein Mofa oder einen Roller.

Verkaufsförderung,Verkaufsförderung ...

Der Plan geht auf und nach meinen vielleicht etwas verkaufsfördernden Argumenten und Ausführungen zu "Sustainable Urban Mobility", will einer unserer Tagesgäste in meinem Opel Rocks-e in der TeKno-Ausstattung (das ist das 8.790 Euro teure Top-Modell mit Radkappen, Neon-Akzenten und ebenfalls neonfarbenen Plastik-Einlagen fürs Armaturenbrett) Platz nehmen und eine Runde drehen.

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Also ab auf die Landstraße. Testfahrt mit einem unbeschriebenen Beifahrer-Blatt. Und so erzähle ich noch was von kurzzeitigen 9 kW, die der E-Motor zur Verfügung stellen kann und schon macht der Taunus, was der Taunus eben so macht. Er liefert eine Steigung. 45 km/h sind hier Wunschdenken. Vor allem, wenn auf die 471 kg Leergewicht noch gut 180 kg an Menschenmasse hinzukommt.

Mit gerade 20 km/h nehmen wir also die 17-Prozent-Bergetappe und natürlich bildet sich sofort eine unangenehme Fahrzeugschlange hinter uns, die sich schwer tut, das zweispurige Mini-Mobil zu überholen.

Landleben mit einem SUM? Schwierig!

Oben angekommen fühlt sich mein Beifahrer nicht wohl. Und ich ehrlich gesagt auch nicht. Während man in Innen- oder Vorstädten nämlich ziemlich easy mitschwimmen kann, wird man im ländlichen Raum zu einem schwer umfahrbaren Landstraßen-Hindernis. Und weil dem Gitterrahmen-Gerät jegliche Knautschzonen und Sicherheitsfeatures fehlen (ja, sogar Airbags gibt es nicht), entscheiden wir uns zur Umkehr. Jetzt aber bergab. Mit 60 km/h. Laut Tacho. Huiuiui.

Mehr vom Rocks-e:

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Was bleibt ist die Erkenntnis, dass ich wohl nicht für ein permanentes Leben mit dem Rocks-e gemacht bin. Und das ich mich möglicherweise schon so eingefahren mit den bisherigen Möglichkeiten arrangiert habe, dass es schwer ist, ein gut laufendes System zu verändern.

Mein Kurzzeit-Mitfahrer ist trotzdem halbwegs begeistert von dem Opel. Allerdings mit einem anderen Hintergedanken. Er will das SUM-Auto seiner Mutter vorschlagen, die anscheinend perfekt in das Nutzerinnen-Profil zu passen scheint. Und so kann der Winzling vielleicht in Zukunft dort etwas Land gewinnen. Denn das Potenzial hat er in jedem Fall. Für mich reicht es aber nicht.

Opel Rocks-e (2022) im Dauertest: Kann er Land gewinnen? (2024)

FAQs

Wie lange hält ein Opel Rocks-e? ›

Die Antriebsbatterie erfüllt mit 5,5 kWh ebenfalls nur Minimal-Ansprüche. Zum Vergleich: Ein elektrischer Opel Corsa-e hat eine 50-kWh-Batterie an Bord. So soll der Rocks-e mit einer Akkuladung 75 Kilometer weit fahren können – zumindest nach dem standardisierten WLTP-Zyklus.

Ist der Opel Rocks-e sicher? ›

Anders wie bei vielen Automodellen liegt für den Opel Rocks-e keine NCAP-Sicherheitsbewertung vor. Generell lässt sich aber feststellen: Das elektrische Leichtkraftfahrzeug kann keine PKW-Standards mitgehen, die über Dreipunkt-Sicherheitsgurte hinausgehen. Assistenzsysteme oder bloß Airbags braucht man nicht zu suchen.

Hat der Rocks-e eine Heizung? ›

Ja, der Rocks Electric bietet Komfort und Schutz vor Wind und Regen. Dank der geschlossenen Kabine und der elektrischen Heizung kann der Innenraum bei kalten Wetterbedingungen beheizt werden.

Wie schnell kann der Opel Rocks fahren? ›

Auf der Straße erreicht der Rocks Electric Kargo eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, beeindruckt mit bis zu 75 km Reichweite und ist an einer normalen Steckdose schon nach 4 Stunden voll aufladen.

Sind Opel Motoren langlebig? ›

Opelmotoren sind so gut wie unkaputtbar bei richtiger handhabung. haltbarkeit zwischen 200.000 und 300.000 km.

Wie lange wird es Opel noch geben? ›

Den Ausstieg aus dem Verkauf von Fahrzeugen mit Diesel oder Benziner hat Opel längst verkündet. Nicht erst 2035, wie die EU beschlossen hat, sondern zum Ende 2027 soll die Reißleine gezogen werden. Wenn es die Märkte in Europa nicht anders verlangen, soll es ab 2028 von Opel nur noch Modelle mit Elektroantrieb geben.

Welches Microcar ist das sicherste? ›

Drei Modelle (Microcar M. GO, Bjaj Qute und Aixam Crossover GTR) fielen als Konsequenz mit nur einem Stern komplett durch, und der Chatenet CH30 erreicht als „Testsieger“ auch nur zwei von fünf Sternen.

Wird der Opel Rocks-e gefördert? ›

Wird der Opel Rocks-E gefördert? Als Leichtkraftfahrzeug profitiert das Modell beim Marktstart nicht von der Förderung für Elektroautos.

Hat der Opel Rocks-e eine Klimaanlage? ›

Auf Klima und Infotainment verzichtend, spendiert Opel dem Rocks-e eine Handy-Halterung nebst USB-Port sowie eine Bluetooth-Box (optional). Diese verschwindet hinter dem Lenkrad in einer eigenen Aussparung. Statt der Klimaanlage benutzt man die Fenster, und für die kalten Tage gibt's serienmäßig eine Heizung.

Wo wird der Opel Rock e gebaut? ›

Quelle Opel Automobil GmbH - Neues Mirco - Elektrofahrzeug wird in Marokko (Kenitra) gebaut.

Wie viel Reichweite hat der Opel Rocks-e? ›

Technische Daten
Fahrzeug-Id-Nr.75_036793
Anzahl der Türen2
elektrische Reichweite nach WLTP**75 km
Stromverbrauch komb. (WLTP)11,9 kWh/100km
CO2-Emissionen komb. (WLTP)0 g/km
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Jun 13, 2024

Hat der Opel Rocks-e ein Radio? ›

Es gibt kein Radio, geschweige denn ein Connectivity System. Dafür eine Halterung für das Smartphone und einen USB-Anschluss, damit muss nämlich fast alles gesteuert werden: Musik, Navi usw. Man navigiert also mit dem Smartphone – aber Vorsicht!

Wie sicher ist der Opel Rocks-e? ›

In Sachen Sicherheit überholt der kleine Elektro-Opel die E-Scooter und Elektromobile aus Fernost. Zwar verzichtet der Rocks-e auf einen Airbag, dafür gibt's Scheibenwischer, einen Stahlrohrrahmen mit Knautschzone und LED-Scheinwerfer.

Was für eine Batterie hat der Opel Rocks-e? ›

Die 5,5-kWh-Batterie des Rocks Electric lässt sich in rund 4 Stunden* über jede haushaltsübliche Steckdose zu 100% aufladen. Das dazugehörige drei Meter lange Ladekabel ist fest im Auto untergebracht und kann bei Bedarf bequem und einfach aus der Beifahrertür hervorgeholt werden.

Wie schwer ist ein Opel Rocks-e? ›

Maße und Gewichte
KategorieHerstellerangabe
Kofferraumvolumen normal63 l
Leergewicht (EU)471 kg
Zul. Gesamtgewicht700 kg
Zuladung229 kg
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Wie lange lädt ein Opel Rocks-e? ›

Wie wird die Batterie des Rocks Electric geladen? Die 5,5-kWh-Batterie des Rocks Electric lässt sich in rund 4 Stunden* über jede haushaltsübliche Steckdose zu 100% aufladen.

Wie viel kostet ein Opel Rocks-e Leasing? ›

Opel Rocks-e Leasing im Überblick
PrivatGewerbe
Leasingrate ab69,00 €69,00 €
Leasingrate bis166,85 €69,00 €
Leasingfaktor ab0,860,86
Laufzeit von48 Monate48 Monate
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Kann man den Opel Rocks-e mieten? ›

Die Nutzung ist für alle Altersklassen nur mit einem gültigen Führerschein möglich. Die Ausleihe des Opel Rocks-e ist kostenlos. Die Ladegebühren während der Ausleihphase trägt der Fahrzeug-Nutzende.

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Author: Edwin Metz

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