Ray 7.7 Elektroroller geht pendeln: Extremtest der Elektro-125er (2024)

Große Worte von Herstellern und Importeuren ist ein Redakteur gewohnt. So wäre das zu testende Fahrzeug immer das Beste der Welt und überhaupt. So wurde im Grunde der Ray 7.7 in der 2023er-Version zum Extrem-Pendeln angepriesen.

Ray 7.7 mit guten Werten

Auf dem Papier rahmt der Ray dieses Bild passend: 7,7 kWh Netto-Kapazität sollen den 125er-Roller mit maximal 23 PS weit über 100 Kilometer bringen und selbst vor 128 km/h Spitze nicht zurückschrecken. Dazu eine vergleichsweise hohe Ladeleistung von 3,3 Kilowatt am Schuko oder per Typ 2. Dem E-rfahrenen Pendler zeigen die Zahlen: Das kommt hin, jedoch könnte die extreme Pendlerstrecke von einfach 73 Kilometern das luftgekühlte System früher einbremsen als ein leerer Akku.

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Problemzone Hochsommer

Und das ist exakt das bereits erwartete Ergebnis. Nach Startpunkt plus 50 Kilometer verlassen die beiden neben der Schwinge verbauten Akkupacks ihren Wohlfühlbereich von 35 Grad Celsius. Die Temperaturanzeige im co*ckpit färbt sich orange und im Sportmodus sinkt die abgegebene Leistung auf 70 Prozent. Ab Kilometer 50 geht das alles recht schnell. Anfang Juli bei Außentemperaturen von über 30 Grad ist keine Abkühlung mehr zu erfahren und die Akkus werden immer wärmer. Höchste erreichte Temperatur waren 49 Grad, die Restleistung betrug nur noch gute 45 Prozent, obwohl der Akku über 27 Prozent Restladung verfügen könnte.

Gutes Thermomanagement des Ray

Immerhin: Mit dieser gedrosselten Leistung sind Überland und in der Ebene noch sichere 90 km/h möglich, Steigungen bremsen den Ray dann allerdings spürbar. An der Steckdose erlaubt das System in dem Zustand noch 0,9 von 3,3 Kilowatt maximaler Ladeleistung, die mit sinkender Temperatur wieder steigt. Das Thermomanagement des Ray 7.7 wirkt ausgeklügelt.

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Rekuperation nicht gut abgestimmt

Passend dazu: Ab besagter Akku-Temperatur von 35 Grad senkt das System langsam die Rekuperation des Motors ab, was den hochwillkommenen Nebeneffekt erzeugt, dass ab einer Restbremsleistung des Motors von noch 50 Prozent die Überland zum Halten der Geschwindigkeit im Gefälle taugt. Der Flow-Modus mit seinem Segelmodus unter 60 km/h fängt das nur unvollständig auf. Im City- und Sport-Modus ist die Bremsleistung des Motors leider so hoch, dass abseits von Stop-and-Go kein praktischer Nutzen zu finden ist. Nur in der Stadt erspart die starke Motorbremse öfter den Griff zur Bremse.

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Ray 7,7: Gut, aber zu teuer

Und das ist gut so, denn das einfache Verbundbremssystem von J.Juan als legaler, aber nicht legitimer Ersatz für ein ABS bei knapp 12.000 Euro Fahrzeugpreis ist nicht schön zu dosieren. Zwar packt die Bremse beherzt zu und verhindert beim Schreckbremsungen das sofortige Blockieren der Räder, das dauerhafte pulsierende Hebelgefühl ist durch die sich ständig ändernden Druckverhältnisse kein schönes.

Probleme im Test

Ebenfalls nicht schön: Beim Testfahrzeug überzeugte die im Grunde gute Gabel mit dicken Standrohren und passender Dämpfung nicht, da sie laut Importeur wohl aus einer fehlerhaften Charge stammte. Während der Fahrt polterte und schepperte die Front, als wäre das Lenkkopflager komplett ausgeschlagen oder nie verbaut worden. Was die Hoffnung schürt, heftiges Lenkerschlagen und ausgeprägter Shimmy-Effekt wären nicht einer schlechten Grundkonstruktion geschuldet.

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Starke (Lade)-Leistung

Das würde nämlich überraschen, denn auf über 600 Kilometer Pendelei präsentierte der Ray sich als rundes Konzept. Das co*ckpit zeigt alle wichtigen Fahrzustände an und die drei Fahrmodi sind für den innerstädtischen Einsatz und den Speckgürtel um Großstädte einwandfrei abgestimmt. Lob bekommen das ins Fahrzeug integrierte Ladegerät mit 3,3 kW-Leistung, sowie der optionale Typ-2-Stecker, der das Laden an Wallboxen und Säulen erlaubt.

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Wenn, dann nur ein leistungsstarkes Elektromotorrad.

Ein Elektroroller für's Pendeln und den Stadtverkehr kann ich mir vorstellen.

Ein kleines, wendiges Elektromopped macht bestimmt Spaß.

Gar keins.

Fazit

Zu empfehlen ist der Ray 7.7 als hochwertiges Pendelfahrzeug der 125er-Klasse bei einfachen Strecken bis 50 Kilometer. Überdies kommt im Sommer das luftgekühlte System an seine Grenzen. Aber: Mit 11.990 Euro bestehend aus Basispreis (9.990 Euro, inkl. Nebenkosten) plus 3,3-kW-Lader (1.400 Euro), Typ-2-Stecker (400 Euro) und Premiumfarbe (200 Euro) bietet der Ray am Ende zu wenig und der "nur" 1.000 Euro teurere BMW CE04 mehr, den es ebenfalls als 125er gibt.

Ray 7.7 Elektroroller geht pendeln: Extremtest der Elektro-125er (17)

Jens Kratschmar

Redakteur MOTORRAD online

Wenn eines der ersten Kinderbilder einen auf der Münch 4 des Onkels zeigt, ist alle Hoffnung verloren. Motorrad und später MOTORRAD war im Blut, vor allem als besagter Onkel gut 40 Jahrgänge „Europas größter“ schenkt. Interessant ist daher jede Form des Kraftrads, egal welcher Antrieb. Gern elektrisch, doch das scheint eine aussterbende Art.

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