Südkorea: Die Insel Jeju erinnert an Mallorca – mit einigen Besonderheiten - WELT (2024)

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Auch wenn Jeju nur halb so groß ist wie Mallorca, der Vergleich drängt sich geradezu auf: Jeju hat formidable Strände, ein spannendes Hinterland und ist die Lieblingsinsel der Koreaner, wenn es um einen kurzen Urlaubstrip geht.

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Rein statistisch müsste jeder Koreaner schon mindestens einmal dort gewesen sein: Rund zwölf Millionen sind es derzeit jeweils im Jahr. Kein Wunder, dass Seoul–Jeju City zu den am meisten frequentierten Flugstrecken der Welt gehört. Fragt man Jeju-Besucher, warum sie sich für die Insel entschieden haben, klingt die Antwort ziemlich nach Mallorca: Baden, Bummeln und am Meer entspannen.

Zu den beliebtesten Küstenabschnitten auf Jeju zählt der Gwakji Beach, einer der schönsten der Insel: Türkisblau schimmert das Wasser in der Bucht, im pudrigen Sand spielen Kinder, während die Eltern unter Sonnenschirmen dösen und zuschauen. Rechts und links der kleinen Bucht ragen schwarze Lavafelsen ins Wasser.

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Ein Ferienidyll, allerdings gut reglementiert. Weit ins Meer hinausschwimmen? Das ist verboten, was diverse Bojen anzeigen und was die schrille Pfeife des Rettungsschwimmers immer wieder anmahnt. Ähnlich sieht es an den anderen Stränden auf Jeju aus, die vor allem im Sommer wirklich gut besucht sind, auch das ist auf Mallorca nicht anders.

Wandern im wilden Hinterland der Insel

Wem die Küsten zu voll sind, der sollte Abstecher ins Hinterland unternehmen, das ideal zum Wandern ist – abermals lässt Malle grüßen, zumindest auf den ersten Blick, denn anders als die liebste Ferieninsel der Deutschen kann es auf Jeju im Landesinneren richtig einsam sein, sogar in der Hochsaison. Im Grunde reicht es, von der Küstenstraße ein paar Kilometer ins wilde Inselinnere einzubiegen, schon hat man Jeju fast für sich allein.

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Und es lohnt sich, denn Jeju bietet großartige Bergkulissen, die das Überbleibsel einer gewaltigen Katastrophe sind: Gut eine Million Jahre ist es her, dass die Insel im Zuge einer Reihe gigantischer Vulkanausbrüche aus dem Meeresboden emporwuchs – und fröhlich weiter vor sich hinkochte.

Vor 300.000 bis 100.000 Jahren bildete sich der zentrale Vulkan Hallasan, sein Kratersee wiederum entstand vor rund 25.000 Jahren. Mit 1950 Metern ist er nicht nur der imposanteste Gipfel Jejus, sondern auch der höchste Berg Südkoreas. Gefährlich ist er jedoch nicht mehr, die vulkanischen Aktivitäten sind erloschen. Die Insel zählt insgesamt mehr als 360 Vulkankegel; eine Attraktion, mit der Mallorca nicht aufwarten kann.

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Die Landschaft ist auch ohne vulkanische Aktivitäten ziemlich dramatisch und ein wunderbares Wanderziel. Sogar der Geruch ist einmalig, mit einer Mischung aus Kiefern und Mimosen, feuchtem Wald und einer gelegentlichen salzigen Meeresbrise. Logisch, die Küste ist ja nie weit.

Wer den Hallasan besteigen will, sollte einen ganzen Tag einplanen, denn je nach Pfad dauert der Weg bis zu vier Stunden. Oben wird man nach den Mühen des Aufstiegs mit einem wunderbaren Blick über den Kratersee und die Insel belohnt. Aber es gibt auch Alternativen.

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Besucher mit wenig Zeit nehmen am Hallasan Visitor Center in Eorimok beispielsweise den nur anderthalb Kilometer langen Eoseungsaengak-Trail, der auf den gegenüberliegenden Berg Eoseungsaengak führt und immerhin einen guten Blick auf den Hallasan ermöglicht. Weil die Koreaner gern wandern, sind die Wege allesamt gut erschlossen.

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Der Hallasan ist jedoch nur eine Ecke, in der sich der vulkanische Ursprung der Insel erleben lässt. Eine andere ist der deutlich kleinere Vulkan Seongsan Ilchulbong im Osten von Jeju. „Schnell mal herauflaufen“ erweist sich auch hier als gar nicht so einfach, denn es sind gut 1000 Stufen zum 182 Meter hohen Gipfel.

Besonders lohnenswert ist so eine Tour am frühen Morgen, denn Ilchulbong bedeutet übersetzt „Gipfel des Sonnenaufgangs“, und der Name hält, was er verspricht: Wenn die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erscheinen, zeigen sich Meer und Hinterland in besonders stimmungsvollem Licht.

Mit Regenschirm durch Lavatunnel

Ein regelrechtes geologisches Wunder ist auch das Lavatunnelsystem von Manjanggul: Es misst knapp acht Kilometer, die Röhren sind bis zu 23 Meter breit und 30 Meter hoch. Die weltweit einmaligen Tunnel entstanden vor mehr als 100.000 Jahren bei einer Eruption des Vulkans Geomunoreum. Beim Erkalten der Lava bildeten sich rund 20 Röhren – rund ein Kilometer ist hier für Besucher zugänglich. Ein Besuch lohnt sich, denn Manjanggul fühlt sich an, als kröche man in die Eingeweide der Erde.

Regenschirm oder Regenmantel sollte man dabeihaben: Am Eingang geht es eine kleine Treppe hinunter, danach beginnt der Spaziergang durch die Unterwelt, begleitet von einer Art Dauerdusche – es tropft unablässig von der Decke, während am Boden große Pfützen den Lederschuhen den Rest geben. Dass die Röhre nur wenig beleuchtet ist, gibt dem Ausflug zwischen Stalaktiten, Stalagmiten und den wulstartigen Wänden noch einen zusätzlichen Kick.

Vorbei an den steinernen Statuen auf Jeju

Wer beim Wandern Strecke machen will, sollte das oberirdisch tun. Am besten auf den insgesamt 437 Kilometer messenden Olle-Wanderwegen, die sich auf 27 Teilstrecken rund um Jeju und über kleinere Nachbarinseln ziehen. Die Wege gehen auf eine private Initiative der wanderbegeisterten Koreanerin Myung Sook Suh zurück, die 2007 die ersten Wege plante.

Heute werden sie von der gemeinnützigen Organisation Jeju Olle Foundation betrieben. Das Besondere an diesen Wegen: Sie führen durch landschaftlich schöne Ecken und verbinden kulturell interessante Orte. Hin und wieder sieht man auch Dol Harubangs – steinerne Statuen, die auf Jeju als Schutzgötter und Fruchtbarkeitssymbol fungieren.

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Für Einsteiger und solche, die den Weg nicht allein machen möchten, gibt es ein Begleitprogramm, das „Mate Program“, bei dem auswärtige Gäste von einheimischen, fremdsprachigen Wanderern begleitet werden.

Zur Belohnung tischt Jeju nach dem Wandern richtig üppig auf: Feinstes Seafood wie Abalonen (eine essbare Großschnecke), Seeigel, Oktopus, Garnelen und Muscheln gibt es überall. Wer sich damit nicht anfreunden kann, dürfte das Black Pork mögen, eine lokale Schweinerasse, deren Fleisch besonders geschmacksintensiv ist.

Sogar kulinarisch sind sich Mallorca und Jeju also ähnlich, denn Meeresfrüchte und Schinken werden auch auf der Mittelmeerinsel geschätzt. Auf Jeju greift man allerdings großzügiger zu scharfen Gewürzen, wie überall in Südkorea.

Frauen tauchen ohne Atemgerät nach Meerestieren

Auch die Fangmethoden unterscheiden sich. Während auf Mallorca Fischerboote ihren Fang anlanden, sind es auf Jeju oft die Haenyeo, die „Meeresfrauen“, die ohne Atemgerät Muscheln, Abalonen und anderes Seafood vom Meeresboden holen und dafür bis zu vier Minuten unter Wasser bleiben. Eine reife Leistung – kein Wunder, dass ihre Tauchkunst 2016 sogar zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde.

Hören kann man sie beim Spaziergang am Meer übrigens auch, denn beim Auftauchen geben sie hohe Pfeiftöne von sich. Diese „Sumbisori“-Atemtechnik erleichtert es ihnen, danach wieder in die Tiefe abzutauchen.

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Seit Jahrhunderten gibt es diesen Job, der vielen Insulanerinnen ein gutes Auskommen verschaffte, das sie oft sogar zu den Hauptverdienern der Familie machte; die Frauen von Jeju gelten deshalb traditionell als besonders durchsetzungsfähig.

Gut möglich allerdings, dass man sie in zehn oder 20 Jahren vergeblich suchen wird. Einige hundert Haenyeo gibt es derzeit noch, freilich sind die meisten über 60 Jahre alt, und der Nachwuchs fehlt. Männer üben den Job der Haenyeo übrigens nicht aus, obwohl sich der Job finanziell durchaus lohnen würde: „Die sind nicht hart genug“, lautet die einhellige Begründung der Frauen.

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Die Insulanerinnen geben sich viel Mühe, mit Besuchern ohne koreanische Sprachkenntnisse zu kommunizieren. Auch wenn Jeju eher auf Einheimische eingestellt ist. Oder anders gesagt: Mit Englisch kommt man einigermaßen durch, mehr aber auch nicht. Störend ist das allerdings nicht. Jeju ist ein sicheres Pflaster, Kriminalität gibt es kaum, nicht einmal kleine Schummeleien auf dem Markt.

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Immerhin: Die Straßenschilder sind fast überall zweisprachig beschriftet, auf Koreanisch und Englisch. Das Bussystem von Jeju ist nicht schlecht, schneller und bequemer ist man jedoch per Mietwagen unterwegs. Selber fahren erweist sich als gar nicht schwer, die Insulaner fahren zahmer als die Mallorquiner, ohne Drängeln oder Hupen.

Bleibt das Thema Overtourism. Den muss auf Jeju kein Europäer fürchten: Wanderwege und Hinterland sind sogar zur Hochsaison erfreulich leer. Nur am Strand kann es eng werden, wo sich die Koreaner am liebsten dicht an dicht erholen. Für einen reinen Badeurlaub bieten sich für Deutsche ohnehin andere Ziele an. Zum Beispiel Mallorca.

Tipps und Informationen:

Anreise: Zum Beispiel mit Korean Air oder Asiana ab Frankfurt/Main nach Seoul, mit Lufthansa auch nonstop ab München. Der Anschlussflug nach Jeju dauert etwa 70 Minuten, er wird angeboten von Asiana, Korean Air oder Jeju Air. Alternativ gibt es auch Fähren ab Wando, Mokpo und Busan nach Jeju.

Beste Reisezeit: Angenehm ist das Wetter auf der subtropischen Insel zwischen März und Juni sowie von Mitte September bis November – mit viel Sonnenschein. Im Juli und August kann es ausdauernd regnen.

Unterkunft: Zum Beispiel im „Sun and Moon Resort“ in Seogwipo am Sagye Beach im Süden Jejus, Doppelzimmer ab 129 Euro inklusive Frühstück. „Amber Pure Hill Hotels & Resorts“, schöne Anlage mit Pool am Hallasan im Landesinneren, Doppelzimmer ab 250 Euro inklusive Frühstück.

Rundreisen: Südkorea-Rundreisen mit Aufenthalt auf Jeju bieten Veranstalter wie Geoplan, Diamir oder bavaria-fernreisen.de an. Bei Dim Sum Reisen gibt es als Reisebaustein eine Jeju-Mietwagen-Tour, vier Tage ab 350 Euro.

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Weitere Infos: Koreanische Zentrale für Tourismus; Wanderrevier Olle Trails

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von der Koreanischen Zentrale für Tourismus. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit

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